Focusing

Focusing ist eine Selbsthilfemethode zur Persönlichkeitsentwicklung wie Prof. Eugene Gendlin, der Begründer von Focusing, sagt. So auch der Titel seines Selbsthilfebuches.

Prof. Gendlin (Professor für Philosophie und Psychologie an der Universität Chicago) hat in seinen Studien über die Wirksamkeit von Therapiemethoden herausgefunden,  dass die eigene Haltung, der Bezug zum eigenen Erleben entscheidend ist. 

Erzähle ich immer wieder das Gleiche? Oder spüre ich in mich hinein und rufe das aktuelle Erleben ab? 

Vielleicht kennen Sie das: Ein Bekannter erzählt ein Erlebnis, welches vor etlichen Jahren geschehen ist. Das hat er schon hunderte von Malen erzählt. Sie kennen jeden Satz, jede Pointe. Es ist immer das Gleiche. Da findet keine Veränderung statt. 

Variante: Der Bekannte erzählt zwar das Erlebnis, doch aus dem jetzigen Empfinden heraus, wie es sich ihm gerade zeigt. Und siehe da! Es wird spannend und interessant, weil das Erleben aktuell ist. Und das ist Focusing.

Das was sich im Moment zeigt, führt weiter. Das lässt sich vielleicht noch nicht fliessend formulieren, man ringt noch nach Worten. Und genau in diesem Prozess, dem Hin- und Her-Pendeln zwischen dem aktuellen Erleben und sprachliche (Aus-)Formulierung, findet Veränderung statt. 

Focusing ist ein natürlicher Prozess, den wir alle nutzen - in der Regel ohne es zu wissen. Aus dem körperlichen Erleben ergeben sich die nächsten Schritte.

Focusing kann also für alltägliche Probleme (wie Handlungsblockaden, Unsicherheiten, belastenden Gefühlen, "sich nicht entscheiden können" usw.) genutzt werden. Doch es wäre schade, sich nur auf Probleme zu konzentrieren.

Das Anwendungsspektrum ist viel breiter: Focusing kann auch für Positives, z.B. als Kreativmethode eingesetzt werden oder den Selbstwert stärken Oder zum Tagesrückblick, um das Gute zu verankern oder als philosophische Methode für Dankbarkeit und Selbstwertschätzung.